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Der Saluki auf der Jagd und beim Coursing

Der Saluki - oder persische Windhund - ist einer der ältesten Jagdhunde der Welt. Erst vor kurzer Zeit wurde durch den Skelettfund eines Wolfes das fehlende Glied, der Wüstenwolf, gefunden und die Genetik konnte die direkte Verwandtschaft des eleganten und doch kraftvollen Salukis mit diesem Urwolf endlich zweifelsfrei belegen. Und vergleicht man heute zum Beispiel Bilder des seltenen äthiopischen Wolfes mit denen des Salukis, fallen sofort starke anatomische Ähnlichkeiten auf:

Die Ohren haben sich im Laufe der Domestikation gelegt, die Brust ist tiefer geworden, aber Oberlinie, Bauchlinie, Fundament und Winkelungen sind auffallend ähnlich - die direkte Verwandschaft zum Wolf liegt auch heute noch optisch auf der Hand.

Aus Wölfen geboren, zur Jagd auf Gazellen und Hasen "weiter-entwickelt", sprich: auf die gewünschten Eigenschaften selektiv gezüchtet, hat sich der Jäger Saluki seit Hunderten von Jahren nicht wesentlich in seiner Optik und seinem Verhalten verändert. Und noch heute ist er auf der Distanz von 5000 m das schnellste Säugetier der Erde. Das zeigt, daß der Saluki im Gegensatz zu einigen andren Windhunden kein Sprinter, sondern ein ausdauernder Steher ist, ein erfolgreicher Jäger auf grosse Distanzen.

Auch sein Jagdverhalten hat sich in all dieser Zeit nicht verändert - stark verändert hat sich jedoch sein Umfeld. Die Jagd auf Hasen oder Rehartige können wir ihm in der heutigen, zivilisierten Welt im europäischen Raum nicht mehr bieten. Um seinem Wesen, seinen angeborenen und angezüchteten Ansprüchen gerecht zu werden, mußte also Ersatz her, und dafür bietet sich heute nur noch die Rennbahn oder das Coursingfeld an. Auf die Rennbahn als Alternative möchte ich hier nicht eingehen, denn sie ist keine solche, da sie in keinster Weise dem Jagdverhalten des persischen Windhundes entgegenkommt. Weder jagt der Saluki im Pulk, noch rast der geistig gesunde Hase 800 m im Kreis mit lautem Motorengeräusch am Zaun entlang und stinkt nach Benzin.

 Auch das Coursingfeld kann nur ein, zugegeben etwas kläglicher, Ersatz für die reale Jagd sein - aber es kommt zumindest dem Jagdverhalten des Salukis etwas entgegen. Zwei, drei Jäger - damit kann er leben, das versteht sein Instinkt. Und seine Anpassungsfähigkeit erlaubt es ihm meist, diesen "Jagdersatz" mehr oder weniger enthusiastisch anzunehmen. Aber um ihn gerecht bewerten zu können, muß man sein Wesen, sein Jagdverhalten auch verstehen - und das vermisse ich bei den heutigen Veranstaltungen nur zu oft. Bei der realen Jagd hetzt der einzelne Saluki das Wild spurgenau, bis er es eingeholt und erlegt hat. Sind zwei oder gar drei Salukis beteiligt, zeigt sich blitzschnell, auf welche Weise sie ihre Erfolgschancen zu berechnen und optimieren in der Lage sind - wieder wird einer das Wild verfolgen, aber der andre (oder die andren) werden versuchen, diesem den Fluchtweg abzuschneiden, das Wild praktisch "in die Zange" zu nehmen.

Genau dieses Verhalten kann man oft auch auf dem Coursingfeld beobachten. Nur selten laufen beide Hunde die ganze Strecke Kopf an Kopf - meist wird einer versuchen, abzukürzen: dem "Wild" den Fluchtweg abzuschneiden. Meist der Erfahrenere von Beiden, denn natürlich hat der auch schnell gelernt, daß das Coursingfeld begrenzt ist, der "Hase" nie auf die Idee kommen würde, dieses zu verlassen. Aber die Grundlage für dieses Vorgehen ist eben das angeborene Jagdverhalten und auch bei dieser gemeinsamen Jagd ist das absolute Funktionieren des Teams im Coursingfeld für den Saluki logisch und notwendig. Natürlich geht es beiden Hunden nur darum, das Hetzobjekt zu erreichen und zu "töten" - doch noch immer auf dem effektivsten Weg.

Und jetzt kommen die Menschen ins Spiel - in diesem Fall die Coursingrichter. Die wenigsten verstehen das Jagdverhalten dieses Orientalen, jeder hat seine persönlichen Vorlieben und Vorstellungen, die jedoch in den seltensten Fällen dem Saluki gerecht werden. Die einen loben die Intelligenz des Abkürzers, die andren verlangen absolute Spurtreue und abstruserweise wird deshalb in der Regel einer des perfekt jagenden Teams abgeurteilt und heruntergepunktet.

Der absoluten Höhepunkt dieser Denkauswüchse wurde mir einmal im Hessischen serviert: Auf einem recht anspruchsvollen Parcours waren zusätzlich Strohballen gelegt, die mit einem einfachen Sprung zu überwinden waren - kein Problem für einen gesunden Saluki. Aber mein sehr junger, unerfahrener Rüde blieb stocksteif vor dem letzten Ballen stehen, kam auch nicht im entferntesten auf die Idee, ihn einfach zu umrunden, war schlichtweg geistig überfordert. Nach etwa 5 Minuten entschloß er sich dann, den restlichen Parcours von etwa 50m im Schritt zu beenden.

Zu meinem größten Erstaunen blieb der Hund in der Wertung und ich konnte nicht umhin, den Richter dieses Parcoursteils zu fragen, warum. Ich erhielt die erstaunliche Antwort: "Das war einer der intelligentesten Hunde heute - er konnte ja nicht wissen, was hinter dem Ballen ist!"

Intelligenz??? NEIN - das war Unsichertheit, wenn nicht gar Feigheit, und genau das ist der Saluki nicht! Er ist ein mutiger, ambitionierter Jäger - so ambitioniert, daß man nicht selten beobachten kann, daß ein verletzter Hund aufgrund des Adrenalinkicks der Jagd den course bis zum Hasen beendet und erst dann auf drei Beinen das Feld verläßt - oder noch schlimmer, am Ziel zusammenbricht. Wobei letzteres immer häufiger im Frühjahr bei den ersten Läufen zu sehen ist, da die Menschen die Leistungsbereitschaft und die Leistungsgrenzen ihrer Hunde einfach nicht in Relation zu setzen vermögen. Über den Winter untrainierte Hunde kommen möglichst auch noch direkt aus dem Auto ohne jegliches Warmlaufen zum Einsatz - und wenn dann die Konditionnicht mehr mit der Motivation in Einklang zu bringen ist, kommt es unweigerlich zu dem beschriebenen Eklat. Das darf einfach nicht passieren - wem es im Winter zu kalt, zu naß, zu glatt oder einfach zu ungemütlich zum notwenigen Training ist, der sollte sich die Anschaffung eines Laufbandes überlegen, denn auch das ist eine Alternative, die von den Hunden gerne angenommen wird!

Der Saluki ist ein hochintelligenter Hund mit unglaublichen Fähigkeiten, aber all seine Intelligenz nutzt ihm wenig, wenn sein menschlicher Partner sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht einschätzen kann.

Diesen jahrhundertealten Jäger zu bewahren, zu fördern und seinem Wesen entsprechend zu behandeln, sollte sich jeder wirkliche Liebhaber der Rasse in Großbuchstaben auf die Fahne schreiben - dann wird auch in weiteren hundert Jahren noch ein Wesen um uns sein, dessen fast genaues Abbild schon die Pharaonen zum Schwärmen brachte....

 

 

copyrigt Olivia Prehn

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